Tauche ich in die Social-Media-Welt ein, insbesondere auf Plattformen wie Instagram, stosse ich unweigerlich auf das Thema Nervensystem-Regulation. Unzählige Artikel erklären, wie wir Stress abbauen können – von Atemübungen über Sport bis hin zu bewusster Entspannung.
Ich möchte euch hier eine ganz natürliche Art und Weise vorstellen, wie sich das Nervensystem unserer Kinder und uns selbst reguliert und so zur Ruhe kommt: ECHTES SPIEL.

Was ist echtes Spiel
Wir müssen zunächst definieren, was „echtes Spiel“ eigentlich bedeutet. Echtes Spiel ist nicht zielorientiert – es geht um das Spielen selbst, nicht um ein bestimmtes Ergebnis, es ist keine Arbeit, es gibt keine Konsequenzen, ist nicht real, ist selbstausdrückend und es kann nicht befohlen werden.
➡️ Ein Beispiel:
Zielorientiert würde bedeuten ein Kind bekommt den Auftrag ein spezifisches Bild zu malen. Im Gegenzug wird beim echten Spiel gemalt, einfach weil es das Kind einnimmt, aus einem inneren Antrieb, sich selbst auszudrücken und auszuprobieren, ohne dass das Bild irgend einen Auftrag erfüllt, vielleicht nicht mal wissend, was es gerade genau malt.
➡️ Ein weiteres Beispiel
Was im Spiel passiert hat keine Konsequenzen auf das echte Leben. Spielen meine Kinder, dass sie wütend aufeinander sind, dann unterbreche ich sie nicht, wäre es jedoch ein echter Streit, würde ich natürlich vermitteln.
Echtes Spiel bedeutet also eine sichere Blase, in der der Ernst des Lebens Pause hat. Genau deshalb hilft es unserem Nervensystem, sich zu regulieren – wir gelangen in einen aktiven Ruhemodus (parasympathisches Nervensystem), den unser Körper und unsere Seele dringend brauchen.
Spiel ist vielseitig
Ein Spaziergang, bei dem wir gemeinsam die Wunder unserer Natur bestaunen, ist genauso Spiel, wie wenn wir Musik hören, vielleicht noch dazu tanzen (ohne Grund und Absicht), eine Kissenschlacht machen oder Verstecken spielen.
Unterschätzt nicht die Kraft des Spiels! Im Spiel integriert sich das Gehirn, neuronale Netzwerke verknüpfen sich, und komplexe Denkstrukturen entstehen. Das geschieht nicht, weil wir bewusst daran arbeiten, sondern gerade weil unser Nervensystem im Ruhemodus ist. Spiel schafft einen sicheren Raum für die emotionale Verarbeitung – ganz ohne Druck und ohne direkte Konfrontation mit schwierigen Themen.
Warum wir alle Spiel brauchen
Ich weiss nicht, wie es euch geht? Ich nehme viele Emotionen in mir wahr, das geht von Frustration, zu Alarm, zu Trauer, aber nicht immer habe ich im Alltag die Möglichkeit lange darüber nach zu sinnen, mir eine Auszeit für mich alleine zu gönnen, um diese zu verarbeiten. Manchmal ist es vielleicht auch gerade so schwer und stressig, dass es zu verletzlich ist, alles zu fühlen.
Für unsere Kinder ist das nicht anders. Auch sie sind im Arbeitsmodus (sympathisches Nervensystem), erleben ganz viele Emotionen und brauchen unbedingt sichere Ausgänge, um diese zu Verarbeiten.
Spiel als natürliche Regulation
Echtes Spiel ist wie ein innerer Reset-Knopf für die ganze Familie – ein Weg, wie sich das Nervensystem und so unsere Emotionen auf natürliche Weise regulieren können. Leider geht es heute vielerorts durch die vollen Terminkalender, geplanten Aktivitäten und die ständige Verfügbarkeit von digitalen Medien verloren.
Versteht mich nicht falsch – ich bin nicht gegen geplante Aktivitäten oder digitale Inhalte. Aber es braucht einen bewussten Umgang damit, denn wir und unsere Kinder brauchen dringend Freiraum.
Mein Wunsch ist es deshalb, dass wir Spiel in unsere Familien zurückholen.
Sei es:
💡 bei einer Runde Rangeln, weil wir viel Frustration im Alltag wahrnehmen
💡 bei einer gemeinsamen Vorlesezeit, bei welcher Emotionen wie zum Beispiel Alarm Raum haben
💡beim Hören eines traurigen Liedes, weil das Fühlen von Traurigkeit uns reinigt und Stress abgebaut werden kann
💡 bei einer gemeinsamen Runde UNO
💡 bei einem Rollenspiel, bei welchem zum Beispiel eine Hasenfamilie gerade eine lustige, alarmierende, frustrierende Zeit durchmacht.
Ein spielerischer Alltag dient uns allen.
Lasst uns Spiel zurückholen!
Ich hoffe, diese Zeilen inspirieren, euer eigenes Spiel zu finden – nicht als weiterer Punkt auf der To do Liste. Integrieren wir Spiel wieder ganz natürlich in den Alltag und lassen uns überraschen, wie es uns dient. 💛
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